Die Kunst des Obstbaumschnitts: So pflegst du deine Obstbäume richtig
Saftige Äpfel, knackige Birnen und frische Kirschen: Wer seinen Obstbaum richtig pflegt, der erfreut sich jedes Jahr wieder auf eine reiche Ernte an gesundem, frischem Obst. Doch damit der Obstbaum in deinem Garten auch ordentlich Früchte trägt, braucht er die richtige Pflege. Je nachdem, um welche Art von Baum es sich handelt, gilt es einige Dinge beim Baumschnitt zu beachten: angefangen vom passenden Zeitpunkt über die richtige Technik bis hin zum geeigneten Werkzeug.
In diesem Blogbeitrag erklären wir dir die Grundlagen des Obstbaumschnitts und welche Ausrüstung dabei hilfreich ist.
Warum ist der Zuschnitt von Obstbäumen wichtig?
Damit die Früchte an deinem Obstbaum saftig und groß werden, müssen sie genügend Nährstoffe über die Äste beziehen können. Ohne Zuschnitt bildet der Baum viele Triebe und Äste aus – meist mehr als eigentlich gut für ihn sind. Deshalb gilt es, Äste, die das Wachstum ausbremsen oder behindern, vorher zu entfernen, damit die Nährstoffe und damit die Energie in die fruchttragenden Triebe fließen können. Dabei sollte der Baum nicht zu schnell oder zu dicht wachsen, denn ein langsames Heranreifen und ausreichend Licht kommt der Qualität der Früchte zugute. Neben der richtigen Technik für den Obstbaumschnitt ist aber auch der richtige Zeitpunkt dafür entscheidend, damit die Schnittstellen gut "verheilen" und die Triebe optimal wachsen können. Wann im Jahr welcher Obstbaum geschnitten werden muss, hängt immer von der jeweiligen Sorte, seinem Alter und weiteren Faktoren ab.
Winterschnitt vs. Sommerschnitt
Wenn es um das Schneiden von Obstbäumen geht, stellt sich häufig die Frage: Sommer- oder Winterschnitt? Beide haben ihre Vor- und Nachteile und die Meinungen diesbezüglich gehen oft auseinander. Hier ein kurzer Überblick:
Winterschnitt
Der Winterschnitt erfolgt während der Ruhephase des Baumes und vor dem Austrieb. Am kahlen Baum hast du bessere Sicht auf die Zweige und kannst die Form der Krone korrigieren und kranke oder tote Äste entfernen. Der Schnitt im Winter regt das Triebwachstum an und gibt den fruchttragenden Zweigen mehr Raum zum Wachsen. Weil die Wunden, die durch das Schneiden entstanden sind, bei Kälte etwas schlechter heilen, sollte der Winterschnitt erst zum Ende der kalten Saison erfolgen, also je nach Temperatur zwischen Februar und April. Achtung: Ist es kälter als -4 °C, solltest du den Obstbaumschnitt auf einen späteren Zeitpunkt verschieben, weil das Holz bei starkem Frost spröde werden und die Triebe dann brechen könnten.
Sommerschnitt
Der Sommerschnitt bietet eine gute Gelegenheit für leichte Korrekturen und das Entfernen von zu dichtem oder erkranktem Wuchs. Er bremst das Holzwachstum und kann die Bildung von Fruchtholz begünstigen, was vor allem für Baumarten mit starkem Wachstum hilfreich sein kann. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Obstbaum im Sommer aktiv ist und durch den vermehrten Fluss von Nährstoffen die entstandenen Schnittwunden schneller heilen kann. So ist der Obstbaum dann auch weniger anfällig für Holzkrankheiten. Ein Sommerschnitt erfolgt in der Regel zwischen Juli und August, je nach Baumart aber erst nach der Ernte.
HINWEIS: Rückschnitte und Tierschutz
Von Anfang März bis Ende September sind in Deutschland starke Rückschnitte verboten. Einfache Form- und Pflegeschnitte sind erlaubt. Überprüfe vorher unbedingt, ob Vögel im Baum nisten! In diesem Fall solltest du, wenn nicht unbedingt notwendig, gänzlich auf den Obstbaumschnitt verzichten.
Der richtige Zeitpunkt für verschiedene Baumarten
Der optimale Zeitraum für den Rückschnitt unterscheidet sich je nach Baumart:
- Kernobst: Für Kernobstbäume wie Apfel, Birne oder Quitte empfiehlt sich der Schnitt im späten Winter, also im März oder April. Um das Wachstum optimal zu regulieren, kann auch ein Mittelmaß aus Sommer- und Winterschnitt sinnvoll sein.
- Steinobst: Steinobstbäume haben von Natur aus ein stärkeres Wachstum, das nicht zusätzlich durch einen winterlichen Schnitt angeregt werden muss. Außerdem ist Steinobst anfälliger für Krankheiten und Schädlinge, weshalb der Sommerschnitt hier oft bevorzugt wird. Kirschbäume werden meist zum Beispiel, je nach Sorte, nach der Ernte zwischen Juni und August geschnitten.
EXTRA-TIPP
Obstbaumrüttler für die Ernte
Hast du schon von unserem Akku-Oliven- und Obstbaumrüttler GE-FS 18/53 Li gehört? Mit seinen langen Carbon-Zinken "kämmt" der Rüttler durch die Zweige deines Obstbaums. Er versetzt die Zweige in Bewegung und schüttelt so zum Beispiel die Kirschen aus dem Baum. Damit die Früchte sicher und unverletzt unten ankommen, kannst du es wie bei der Olivenernte machen und ein Netz unter dem Baum spannen.
Passendes Werkzeug für den Baumschnitt
Akku-Astschere
Handlich und klein kommt die Akku-Astschere GE-LS 18 Li daher. Sie eignet sich für dünnere Äste mit einer maximalen Dicke von 2,8 cm. Die scharfen Bypass-Klingen schneiden durch die zusätzliche Akku-Unterstützung effizient durch den Ast, ohne diesen zu quetschen. So kann auch nahe am Astring geschnitten werden.
Akku-Astsäge
Die kompakte Akku-Astsäge GE-GS 18/150 Li schneidet mühelos bis zu 10 cm (mit Astbügel bis 8 cm) dicke Äste von Bäumen und Sträuchern. Mithilfe des Astbügels kann die Säge optimal angesetzt und auch einhändig gearbeitet werden. Achte darauf, vor dem Schneiden ein neues, scharfes Sägeblatt einzusetzen.
Akku-Astkettensäge
Optimal für Rück- und Formschnitte von Bäumen und Sträuchern eignet sich die Akku-Astkettensäge GE-PS 18/15 Li BL. Sie ist mit 12,5 cm Schnittlänge quasi eine Kettensäge im Kleinstformat und schneidet dank ihres hocheffizienten Brushless-Motors die Äste mit geringen Vibrationen durch. Achte darauf, dass die Kette stets scharf und optimal geölt ist.
Einhand-Akku-Kettensäge
Speziell für Baumpflegearbeiten eignet sich auch die Einhand-Akku-Kettensäge FORTEXXA 18/20 TH, die aber nur von ausgebildeten Baumpflegearbeitskräften eingesetzt werden darf. Die Verwendung ohne Schulung kann zu schweren Verletzungen führen. Mit 14 cm Schnittlänge und automatischer Kettenschmierung schneidet die kompakte Kettensäge auch dickere Äste problemlos durch.
Schnitttechnik: So schneidest du richtig
Damit der Obstbaum gesund wachsen kann, solltest du auch wissen, worauf du beim Schneiden achten solltest.
Grundlegende Techniken
- Schonend schneiden: Bist du noch ungeübt im Obstbaumschnitt, dann gehe lieber vorsichtig vor und vermeide zu starke Rückschnitte. Große Äste trennst du am besten in mehreren Schritten, damit der Ast nicht ungewollt abbricht oder die Rinde übermäßig verletzt. Übrigens: Junge Obstbäume erholen sich von großzügigeren Rückschnitten besser. Bei alten Bäumen solltest du die Baumkrone aber etwas vorsichtiger lichten.
- Nah an der Knospe schneiden: Schneide den Ast immer kurz über der nach außen gerichteten Knospe ab. Hältst du zu viel Abstand zur Knospe, kann Totholz entstehen, in dem sich keine frischen Triebe bilden.
- Nah am Astring schneiden: Vermeide die Entstehung von Totholz, das oft Probleme wie Schimmel oder Fäulnis mit sich bringt. Schneide Äste immer möglichst nahe am Astring, also knapp über einer Verzweigung, ab. Vermeide, dass ein Überbleibsel stehen bleibt oder sich Astgabeln bilden.
Obstbaum-Schnitt
Neben der Kontrolle der Form solltest du vor allem darauf achten, dass die Baumkrone nicht zu dicht ist. Nur wenn die Baumkrone gut durchlüftet ist, haben die fruchttragenden Zweige genug Platz und Licht, damit große und saftige Früchte daran wachsen können. Obstbaumkronen sollten im Optimalfall pyramidenförmig wachsen und aus einem Mitteltrieb mit drei bis vier seitlich auswachsenden Leitästen bestehen. Vor allem bei jungen Bäumen solltest du darauf achten, den Baum in den ersten Jahren so zu formen und diese Form, die sogenannte Saftwaage, einzuhalten. Dabei sollte der mittlere Trieb ca. 20 cm länger sein als die Leitäste, die möglichst gleich hoch sein sollten. Bei älteren Bäumen liegt der Fokus weniger darauf, diese in Form zu schneiden. Wichtiger ist dann das Lichten der Baumkrone.
Nicht selten bilden sich nach starken Schnitten Wassertriebe aus. Diese entziehen dem Obstbaum wichtige Energie, die besser in die fruchttragenden Äste fließen sollte. Entferne die Wasserschosse also frühzeitig, um für eine gute Ernte mit hohen Erträgen zu sorgen. Wassertriebe erkennst du übrigens daran, dass sie in steilem Winkel nach oben wachsen.
Folgende Äste kannst du beim Obstbaumschnitt entfernen:
- Wasserschosse: sind steil nach oben wachsende Äste
- Stark hängende Äste: hängen erkennbar nach unten und können schwere Früchte nur schlecht tragen
- Nach innen wachsende Äste: stören andere Äste in ihrem Wachstum und bilden wenig Blüten
- Überkreuzende Äste: könnten sich gegenseitig im Wachstum einschränken und verletzen
- Kranke Äste: Totholz, verletzte oder von Tieren angefressen Äste
Häufige Fehler, die du vermeiden solltest
- Zu starker Schnitt: Während junge Obstbäume einen radikaleren Schnitt noch eher verzeihen, haben alte Obstbäume mehr damit zu kämpfen. Achte also darauf, wie alt der Baum ist und wie viel du ihm zumuten kannst. Allgemein solltest du die Baumkrone nicht mehr als ein Drittel auf einmal kürzen.
- Falsches Wetter: Nasses und regnerisches Wetter erhöht das Risiko von Pilzinfektionen und fördert die Entstehung von Fäulnisprozessen. Schneide also bestenfalls bei trockenem Wetter.
- Falscher Winkel: Um das Eindringen von Wasser in die Schnittwunde zu verhindern und das Wachstum zu fördern, schneide die Äste in einem 45-Grad-Winkel ab. So ist die Schnittstelle besser vor Feuchtigkeit geschützt.
- Unscharfes Werkzeug: Mit jedem Schnitt fügst du dem Baum eine kleine Wunde zu. Damit diese besser heilen können, achte unbedingt darauf, dass das verwendete Werkzeug scharf und sauber ist. Stumpfe und schmutzige Klingen oder Sägeketten können nicht nur Schaden anrichten, sondern den Baum auch richtig krankmachen.
Fazit: Der Obstbaumschnitt will geübt sein
Bevor du die Obstbäume in deinem Garten schneidest, solltest du dich also unbedingt gut informieren - nicht nur über Schnitttechniken, sondern auch über die Besonderheiten und Anforderungen deiner gepflanzten Baumsorten. Bist du dir trotzdem unsicher, kannst du auch einen Profi mit deinem Obstbaumschnitt beauftragen und diesen aufmerksam bei seiner Arbeit beobachten. Er hilft dir mit Sicherheit auch bei offenen Fragen weiter, damit du den nächsten Obstbaum auch selbst schneiden kannst. Vor allem bei erkrankten Bäumen empfiehlt sich der Gang zum Profi. Ansonsten gilt: Learning by doing! Probiere dich aus und teste mit unseren Tipps und dem passenden Werkzeug, was deinem Obstbaum guttut.
Übrigens: Falls du die abgeschnittenen Äste und Zweige nicht einfach entsorgen willst, erfährst du hier, wie du das Schnittgut recyclen und sinnvoll nutzen kannst!